Idenity Graphic
about me
Etymologie
Hobbies
Animated Gifs
Impressum / Contact

Etymologie 1

Etymologie 2

Etymologie 3

Etymologie 4

Etymologie 5

Weitere Etymologie-Artikel

Etymologie-Galerie

Etymologie-Links

Origin of the Name Blessing

Origin of the Name Fudickar

Main Page

Not available in English Etymologie 1

Warum heißt es so? von H. Blessing

Eines meiner Steckenpferde ist die Etymologie, die Lehre von der Herkunft und Bedeutung der Wörter - nicht zu verwechseln mit Entomologie, Ethnologie oder Ethologie (Insektenkunde, kulturvergleichende Forschung, Verhaltensforschung). Viele Wörter, die wir tagtäglich achtlos gebrauchen, haben einen höchst interessanten Ursprung. Oft verbergen sich faszinierende Geschichten hinter den Wörtern. So heißt z. B. Pharao »großes Haus«, weil man, wenn man den eigentlichen Namen dieses Gottkönigs aussprach, Ramses, Tut-ench-Amun oder wie auch immer, von den Göttern mit dem Tode bestraft wurde. Manche Wörter sind verwandt, von denen wir es gar nicht ahnen, z. B. Hof und hübsch ( = höfisch!), Saal und Geselle, Hand und behände, Angst und Enge, pflegen und Pflicht etc. Andere Wörter haben mit der Zeit einen starken Bedeutungswandel erfahren. So hieß der weibliche Mensch früher logischerweise Weib, ein edles Weib hieß frouwe = Frau, ein unedles dagegen z. B. Metze. Heute ist das früher edle Wort Frau der Normalfall, Weib eine Beleidigung (allenfalls noch in der Dichtung im ursprünglichen Sinn zu finden), eine noble Frau dagegen ist heute eine Dame, was ein französischer Sprachimport ist wie auch nett, brillant, nobel, delikat, diskret, frivol, blamieren, Torte, Bombe und brav. Die Metze kennt kaum noch jemand, allenfalls Leute, die die Schlegel-Tieckschen Shakespeare-Übersetzungen gelesen haben. Unhold und unwirsch haben überlebt, aber einen Hold, der vielleicht noch wirsch ist, kennt man nicht mehr. Und ein Ausländer, der das Wort unmutig ( = verärgert, wütend) hört, müßte es als »feige« interpretieren. Doch langer Rede, kurzer Sinn. Hier ein paar Wortherkunfts-Leckerbissen für Kenner:

Amerika

Der Begleiter des Kolumbus, Amerigo Vespucci, war der erste, der darauf hinwies, dass ein neuer Kontinent entdeckt worden war und nicht etwa Indien. Er war auch der erste, der diesen Kontinent erreichte, so daß der Straßburger Professor Martin Waldseemüller den neuen Erdteil auf seiner Weltkarte »Carta marina universalis« von 1507 Amerika nannte.

Hier die Original-Amerika-Karte (258K)

David Wilton's Etymology Page (English)

Asterix u. Obelix

Der farbenblinde Comic-Zeichner Albert Uderzo und der Texter René Goscinny wollten gallische Comicfiguren erfinden, deren Namen wie beim Gallierführer Vercingetorix auf -ix endeten. Da ihnen nichts einfiel, starrten sie auf die Schreibmaschinentastatur. Dort gibt es ein Sternchen * und einen Balken ', die in der Fachsprache Asteriskus und Obeliskus heißen. So wurden Asterix und Obelix erfunden. Der erste französische Satellit hieß sinngemäß denn auch Asterix .

Audi

1910 war der Mitinhaber August Horch verärgert aus seiner Firma Horch & Cie. ausgetreten, um seinen eigenen Laden zu eröffnen. Er durfte aber den eigenen Namen nicht benutzen, da dieser eingetragenes Warenzeichen war. Also latinisierte er Horch in Audi.

Brille

Früher benutzten Kurzsichtige Smaragde (grün) oder Aquamarine (blau), um mit Hilfe dieser Edelsteine besser sehen zu können. Nero soll einen Smaragd benutzt haben, während Alexander der Große seine Kurzsichtigkeit zu heilen versuchte, indem er oft in den Spiegel sah. Smaragde und Aquamarine aber sind Beryllium-Aluminium-Silikate, man nennt so ein Mineral kurz Beryll. Zwei dieser Edelsteine zusammengefaßt nannte man Berylle, woraus sich die Brille entwickelte. Die älteste Darstellung eines Brillenträgers entstand 1352 in Italien. ich selbst trage so ein Ding, weil ich stark kurzsichtig bin. Nach israelischen Studien sind Kurzsichtige im Schnitt deutlich intelligenter als Normal- oder Weitsichtige, allerdings wurden diese Studien nur an Männern, und zwar Soldaten und Studenten, durchgeführt (die üblichen Versuchskarnickel). Mich würde interessieren, wie hoch der Brillenträgeranteil, insbesondere der Kurzsichtigenanteil bei Mensa ist...

Hier die Etymologie-Galerie mit dem Bild eines Berylls

Das Bild des Berylls

Computer

Von lateinisch computare=zusammensetzen, zusammenzählen. Den ersten modernen Computer baute der kürzlich verstorbene Konrad Zuse (1910-96), die Theorie dazu entwickelte bereits Charles Babbage (1792-1871) .

Dollar

Kommt von niederdeutsch Daler=Taler, was eigentlich Sankt Joachimsthaler heißt, denn im böhmischen Sankt Joachimsthal mit seinen Silberbergwerken wurden die ersten Taler geprägt.

einfältig

Früher glaubte man, ein frommer, einfacher Mensch hätte eine glatte, nur einmal gefaltete Seele, während ein ungläubiger Mensch ein zweimal gefalteter, also ein Zweifler war.

Gas

Früher gab es nur Bezeichnungen wie »Wind«, »Dampf« oder »Luft«, bis der erste moderne Chemiker, der Schwabe Theophrastus Bombastus von Hohenheim, der sein Hohenheim in Paracelsus latinisierte, das griechische Chaos in Gas verdeutschte, um gasförmige Stoffe zu beschreiben. Nach dem Etymologie-Duden soll es der Brüsseler Chemiker J. B. von Helmont (1577-1644) gewesen sein, aber Paracelsus war als erster da.

kalkulieren

Die Römer rechneten noch mit dem Rechenbrett, dem Abakus. Darauf schoben sie kleine Kugeln aus Kalkstein hin und her, die sogenannten calculi. Wer damals also kalkulierte, schob Kugeln.

Kartoffel

Sie wurde nach dem ital. Wort tartuffolo = Trüffel benannt, weil man diesen Pilz ebenfalls in der Erde (lat. terrae tuber, Erdknolle) findet. In der englischen Sprache heißt sie potato, was von einer aztekischen Prinzessin herrühren soll, jedenfalls aus der Sprache Nahuatl stammt.

Krawatte

Am Hof des Sonnenkönigs Louis XIV. in Frankreich, gab es eine kroatische Reitergarde, die für ihre Tapferkeit berühmt war. Nach Art der Kroaten wurden die Halstücher besonders kunstvoll geknotet. Das gefiel dem König und seinem Gefolge, so dass es Mode wurde, »cravates« (die Kroaten nenen sich selbst "Hrvati") zu tragen.

Hier die Etymologie-Galerie mit dem Bild des einfachen Krawattenknotens

Laune

Kommt von lat. Luna=Mond, weil der Anblick des Erdtrabanten stark auf unser Gemüt wirkt und die verschiedensten Launen verursacht.

Hier die Etymologie-Galerie mit dem animierten Bild des launischen Mondes

Malaria

In den Anfängen Roms war die ganze Gegend versumpft und die ewige Stadt nur ein kleines Kaff. Die Sümpfe verbreiteten üble Gerüche, vor allem aber die Malaria-Mücke Anopheles. Die Römer jedoch glaubten, die Krankheit käme von der schlechten Luft = lat. mal aria.

Maulwurf

Mit seinen schaufelartigen Grabhänden macht der Maulwurf (der übrigens unter Naturschutz steht) seinen Hügel, nicht mit dem Maul! Wahrscheinlich kommt sein Name vom althochdeutschen muwerf. Mu, angelsächsisch muwa, englisch mov=Hügel, Haufen. Muwerf ist also ein Erdhügelwerfer

Mayday

M'aidez=Helfen Sie mir! sagten französische Piloten, wenn sie Hilfe brauchten. Die Engländer verstanden das aber als Mayday. Mittlerweile hat sich dieser englische Maitag international durchgesetzt.

Orchidee

Sie ist so benannt nach dem griechischen Wort orchis, das Hodensack bedeutet, quasi eine »Hodensackpflanze«. Die typische Orchidee mit ihren Blütenlippen hat auch eine Form, die man so am treffendsten beschreiben kann. Entsprechend heißt eine Orchideenart auch »Knabenkraut«. Nach anderen (Hommage à Hannelore) soll dies in der Form der Wurzelknöllchen begründet sein.

Hier die Etymologie-Galerie mit dem Bild einer typischen Orchidee

Roboter

Der tschechische Schriftsteller Karel Capek erfand das Wort für ein Stück über mechanische Menschen, das »R.U.R« hieß, für »Rossums universelle Roboter«. Grundlage dieser Neuschöpfung war das slawische robota, das Arbeit bedeutet-und mit diesem Begriff sogar sprachlich verwandt ist (da indogermanischer Ursprung). 1922 bürgerte sich der Begriff im Deutschen ein.

Sandwich

Weil der 4. Earl of Sandwich (1718-92) so ein leidenschaftlicher Spieler war, daß er nicht gern vom Kartentisch aufstehen wollte, erfand er diese belegten Brote. Nach ihm hießen die Inseln von Hawaii früher Sandwich-Inseln.

Schach

Vom persischen Wort schah, was König bedeutet, denn Ziel ist es ja, den König mattzusetzen. Möglicherweise kommt das Wort aber auch von althochdeutsch skachari, dem Räuber oder »Schächer«, denn es gab schon sehr früh ein schachähnliches Räuberspiel.

Scheck

Von Schach! Der oberste normannische Gerichtshof hatte ein Schachbrettmuster und hieß saccarium oder eschequier. 1079 wurde von Wilhelm dem Eroberer ein Court of Exchequer eingesetzt und dieses Gericht stellte erstmals Schecks aus.

Teddy

Da ich Kuscheltier-Liebhaber und -sammler bin, interessierte mich dieser Begriff natürlich besonders. Zumal der Namensgeber, Theodore Roosevelt am 27.10. Geburtstag hat, wie ich. Hier also die Story: Der 26. Präsident der USA, Theodore Roosevelt (Vorfahren aus dem holländischen Rosenvelt, entfernt verwandt mit F. D. Roosevelt) wurde auch Teddy genannt. Im November des Jahres 1902 nahm dieser beliebte Familienvater 4 Tage Urlaub von der Politik, um in Mississippi auf Bärenjagd zu gehen. Der Präsident hatte kein Glück und die einzige Gelegenheit, einen Bären zu erlegen, bot ein in die Enge getriebener, festgebundener kleiner Bär. Roosevelt weigerte sich, ihn zu erschießen. Der Vorfall wurde in der Washington Post von dem politischen Karikaturisten Clifford K. Berryman illustriert. Durch ihn wurde der Bär zur Symbolfigur des Präsidenten. Die zur gleichen Zeit in Amerika auftauchenden, von der querschnittsgelähmten Margarete Steiff in Giengen erfundenen Plüschbären (schwäbische Erfindung, wie so vieles!) wurden sofort als Teddys bezeichnet. Bis 1908 stieg die Produktion von anfänglich 3000 auf 975000 Stück! Nachzulesen in: Das große Buch der Teddybären, Orbis Verlag, 1995, ISBN 3-572-00769-0, ca. 20 DM.

Hier die Etymologie-Galerie mit der Original-Teddy-Karikatur

Uran

1781 entdeckte der deutsch-englische Komponist und Astronom Wilhelm Herschel den 7. Planeten, den er nach dem römischen Himmelsgott Uranus benannte (Großvater von Jupiter). 1789 konnte der deutsche Chemiker Klaproth das Element 92 isolieren. Herschel zu Ehren nannte er es Uran. 1940 nannte man, dieser Tradition folgend, Element 93 und 94 Neptunium u. Plutonium. Hier noch der Planeten-Merksatz: Mein Vater erklärte mir jeden Samstag unsere neun Planeten = Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto.

Etymologie der Namen der chemischen Elemente (Deutsch)

verballhornen

Johann Balhorn d. J. (1528-1603) war ein Lübecker Buchdrucker, in dessen Verlag 1586 das mittelalterliche »Lübische Recht« in einer angeblich korrigierten Neuauflage erschien, die jedoch viele Fehler enthielt. Nach anderen soll Balhorn dem Bild eines Hahnes (für den Buchstaben H) ein Nest mit Eiern hinzugefügt haben.

Ich hoffe, es sind jetzt einige Leute auf den Geschmack gekommen. In etlichen Büchern, vor allem aber in meinem Gehirn habe ich noch mehr solcher Wortgeheimnisse gespeichert. Wer Fragen zu einer Etymologie hat, kann sich gern an mich wenden. Adresse: Hartmut Blessing, Berglenstraße 6, 73614 Schorndorf. Falls ich ein Wort in einem meiner 500 Bücher nicht finde, gehe ich gerne für 3 bis 4 Stunden in eine Bibliothek, nur um dieses eine Wort zu finden. Aber nur, wenn ich Lust habe. Wer eine Etymologie anders oder zusätzlich kennt, kann das gerne in netter Form kundtun.

Zurück nach oben

-----------------------

Etymologie 2

Warum heißt es so? - Zeitbegriffe

Zurück nach oben

Der Weise spricht: Ein Siebtel unseres Lebens verbringen wir mit Dienstagen.
Da sollte es uns doch interessieren, warum das so heißt, womit wir ein Siebtel unseres Lebens verbringen. Doch zuerst eine kleine Tabelle über Wochentage.

DEUTSCH ALTNORDISCH ENGLISCH FRANZÖSISCH
Montag manadagr Monday Lundi
Dienstag tysdagr Tuesday Mardi
Mittwoch odinsdagr Wednesday Mercredi
Donnerstag thorsdagr Thursday Jeudi
Freitag frjadagr Friday Vendredi
Samstag laugadagr Saturday Samedi
Sonntag sunnudagr Sunday Dimanche

Der Montag war bei den Germanen der Tag des Mondes. Analog verwenden die romanischen Sprachen hierfür Namen, die die römische Mondgöttin Luna enthalten.

Der Dienstag hat nichts mit Dienst, sondern mit dem germanischen Kriegsgott Tiu oder Ziu zu tun, den die Engländer noch kennen. Das romanische Analogon ist hier natürlich der Mars, enthalten in Mardi.

Auch der Mittwoch verschleiert seinen Ursprung, denn dies war der Tag Wodans bzw. Odins, des höchsten germanischen Gottes, gleichbedeutend mit Jupiter bei den Römern. Der wurde allerdings woanders untergebracht, wie wir noch sehen werden. In romanischen Sprachen hat sich hier Merkur niedergelassen, der Gott der Händler und Diebe (interessante Paarung!), von dem sich auch unser Wort "Markt" herleitet. Merkur und Odin haben nicht viel miteinander zu schaffen, außer vielleicht, dass beide durch den Himmel schweben können.


Beim Donnerstag ist wieder alles klarer. Dies ist der Tag des Donars oder Thors, des zweithöchsten germanischen Gottes, der mit seinem Donnerhammer Mjölnir öfter mal draufhaut. Hiervon kommt auch der Brauch, bei Gericht oder Versteigerungen mit einem Hammer zu klopfen. In romanischen Sprachen (hier: Jeudi = Jupitertag) haben wir den höchsten römischen Gott, Jupiter oder auch Iuppiter (griechisch Zeus), der allerdings auch für Blitz und Donner verantwortlich ist.


Der Freitag ist den jeweiligen Liebes- und Schönheitsgöttinnen gewidmet, der Freia, von der auch unser Wort "freien" kommt, und der Venus.


Der Samstag ist wieder etwas merkwürdig. Die Engländer haben als einzige den römischen Saturn behalten, während im Deutschen Sams und im Französischen Same aus hebräisch Sabbat entstand. Sonst blieben die Engländer ja den germanischen Göttern ziemlich treu. Im Germanischen war der Samstag der laugadagr, der Waschtag (daher auch "Lauge"). Karl der Große pflegte noch den germanischen Brauch, am Samstag zu baden und soll sogar ein entsprechendes Gesetz erlassen haben. Noch heute baden viele Deutsche am Samstag. Der römische Gott Saturn ist übrigens Gott der Zeit. Im Griechischen heißt er Kronos, daher auch der Begriff Chronometer für Zeitmessgeräte. Saturn hat seine eigenen Kinder gefressen, weshalb man noch heute von "saturieren" im Sinne von "sättigen" spricht.
Im Italienischen hat sich ein Stück hebräische Kultur bewahrt, denn dort heißt der Samstag sabato, abgeleitet von Sabbat.
Das endgültige Geheimnis des Samstags eröffnet sich in dem Kinderbuch von Paul Maar
"Eine Woche voller Samstage", wo Herr Taschenbier das schweineartige Sams findet.

Der Sonntag ist der Tag der Sonne, bzw. der Tag des Herrn, lateinisch dominicus = dem Herrn gehörend. Daher französisch Dimanche, italienisch Domenica und spanisch Domingo. Herr Placido Domingo, der berühmte Tenor, ist also ein Herr Sonntag. "Herr Domingo" ist also sprachlich fast schon doppelt gemoppelt.

Auch die MONATSNAMEN haben eine interessante Herkunft:
Ursprünglich hatte der römische Kalender nur 10 Monate: Martius, Aprilis, Maius, Junius, Quintilis, Sextilis, September, Oktober, November, Dezember. Hier zeigte sich, wie praktisch die Römer veranlagt waren, die z. B. auch ihre Kinder Quintus (= mein fünftes Kind) oder Sextus (= mein sechstes Kind) nannten. Der fünfte Monat hieß "fünfter Monat" = Quintilis, der sechste Monat "sechster Monat" = Sextilis usw. bis zum "zehnten Monat" dem Dezember. Unter dem König Numa Pompilius kamen dann Januarius und Februarius hinzu. Nun hatten die Römer ein reines Mondjahr, denn die Monate hatten noch nicht ihre heutigen Längen.

Noch zu den Bedeutungen der Nicht-Zahlen-Monate:
Der erste Monat war dem Kriegsgott Mars gewidmet und hieß deshalb Martius, der April soll von aperire = eröffnen kommen, weil sich hier, im zweiten Monat des Jahres, die ersten Blüten öffnen, der Mai ist nach der indischen Göttin des Wachstums, der Maja, benannt, die in der römischen Götterwelt als Nymphe auftaucht. Juni ist nach der römischen Hauptgöttin, Frau und Schwester des Jupiter, Juno (griechisch Hera) benannt. Die letzten beiden Monate des römischen Jahres, Januar und Februar, wurden nach dem doppelgesichtigen Gott Janus benannt, der gleichzeitig in die Vergangenheit und die Zukunft blickt, sowie nach Februa, einem römischen Reinigungsfest.

Irgendwann brauchten die Römer, weil ihr Mondkalender so konfus war, noch einen Schaltmonat namens Mercedonius (= der Gnadenreiche), der aber wieder abgeschafft wurde. Cajus Julius Cäsar beschloss ihn zu reformieren (von "Cäsar" kommt übrigens unser deutscher "Kaiser", nicht jedoch der russische "Zar", wie manche meinen). Cäsar beauftragte den alexandrinischen Gelehrten Sosigenes mit der Reform. Sosigenes übernahm den ägyptischen Kalender in wesentlichen Punkten. Erst einmal wurde der alte Kalender verlängert, damit alles wieder stimmte.
Nun war der Januar der erste Monat. Der neue Kalender war ein Sonnenkalender mit 365 Tagen und jeweils nach vier Jahren einem Schalttag im Februar, da das tatsächliche Sonnenjahr etwas länger als 365 Tage ist.
Außerdem führte Sosigenes die heutigen Monatslängen ein. Jedoch wurde Sosigenes von der Geschichte übergangen, den Kalender bezeichnete man fortan als "Julianischen Kalender". Damit nicht genug. Zu Ehren Cäsars wurde Quintilis in Julius umbenannt. Auch Sextilis musste verschwinden. Er wurde nach Kaiser Octavian (= der aus der 8. Sippe), der den Beinamen Augustus (= der Erhabene) trug, Augustus benannt. Später verschwand das -us in allen Monatsnamen.

Da das Jahr jedoch auch nicht genau 365 ¼ Tage lang ist, sondern etwa 365,242195 Tage (tropisches Jahr), gab es bald Unstimmigkeiten, so dass eine Expertenkommission aus mehreren Astronomen auf Geheiß Papst Gregors des 13. den Kalender erneut reformierte. Neu war, dass jetzt in jedem durch 100 restlos teilbaren Jahr kein Schaltjahr war, außer in den durch 400 restlos teilbaren Jahren (weshalb 2000 = Schaltjahr). Die Reform trat am 15. Oktober 1582 in Kraft, der unmittelbar auf den 4. Oktober 1582 folgte. Die Tage dazwischen hat es in Rom nie gegeben.
Mit der Frage "Was geschah am 7. Oktober 1582 in Rom?" und der Antwort "Nichts, den hat es da nie gegeben!" kann man sicher einige Geschichtslehrer verblüffen. Die neue Jahreslänge des Gregorianischen Kalenders betrug nun 364,2425 Tage.

Der genaueste Kalender aller Zeiten ist nicht etwa der der Maya. Die Maya-Astronomen kannten zwar die exakte Jahreslänge, jedoch wurde offiziell ein Kalender verwendet, der dem julianisch-ägyptischen entsprach.
Der genaueste Kalender aller Zeiten ist der griechisch-orthodoxe von 1924, der zur Zeit noch dem Gregorianischen Kalender entspricht.
Hier gilt: alle 4 Jahre Schaltjahr, außer bei den durch 100 restlos teilbaren Jahren, nicht jedoch bei durch 100 restlos teilbaren Jahren, die, durch 9 geteilt, den Rest 2 oder 6 ergeben, also sind 2000, 2400, 2900 und 3300 Schaltjahre (gregorianisch: 2000, 2400, 2800, 3200). Dieses etwas komplizierte Verfahren ergibt eine Abweichung von 2 Sekunden pro Jahr!
Übrigens gab es auch einen 30. Februar, nämlich den 30. Februar 1712 in Schweden zu Korrekturzwecken. Wärmstens zu empfehlen ist hier das Buch "Der Kalender im Wandel der Zeiten" von Joachim W. Ekrutt, 1972, Kosmos-Bibliothek 274, ISBN 3-440-00274-8, Franckh ‘sche Verlagshandlung, Pfizerstraße 5-7, Stuttgart, mit eigenem Laden. In dem Buch stehen einige dieser Kostbarkeiten.

Weitere Zeitbegriffe
Dass "Chronometer" vom griechischen Gott der Zeit, Kronos, kommt, wurde schon erwähnt. Kronos überlebte in der christlichen Zeit als hagerer Gevatter Tod mit Sanduhr.

Bild von Kronos (Holzskulptur von Ignaz Günther, um 1765-70)

Das Wort "Uhr" kommt von lateinisch hora = die Stunde. Ein Horoskop ist eine "Stundenschau", denn hier schaut man nach der Stunde der Geburt.

Der Monat kommt vom Mond, der für einen Zyklus 29,5 Tage braucht. Der "Kalender" beruht auf dem römischen Wort calendus (von calare = ausrufen, verwandt mit englisch to call), was jeweils der erste Tag eines römischen Monats war. Dieser Tag wurde öffentlich ausgerufen.

Daß ein Zeitraum von 10 Jahren Dekade heißt, wissen sicher einige. Den Griechen haben wir diesen Begriff, der "Zehnfaches" bedeutet, zu verdanken. Ein Zeitraum von 4 Jahren hieß bei den Griechen aber nicht Tetrade, wie es logisch gewesen wäre, sondern Olympiade. Das war der Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Somit haben an der letzten Olympiade alle Menschen teilgenommen (sofern sie schon geboren und nicht gestorben waren). An den olympischen Spielen, was nicht dasselbe wie "Olympiade" ist, haben nur relativ wenige Menschen teilgenommen. Ein Zeitraum von 10 000 Jahren hieß bei den Griechen Myriade ("Zehntausendfaches"), größere Zeiträume gab man als Vielfache von Myriaden an. Heute wird das Wort meist synonym (= gleichbedeutend) für Unzahl, Unmenge verwendet.

Soviel zum Thema Zeitbegriffe.
Allgemein empfehle ich zum Thema Wortherkunft den Etymologie-Duden. Hier steht natürlich längst nicht alles drin. Den neuen "Normal-Duden" dagegen sollte man beiseite legen. Er wird seit kurzem auch nicht mehr als grundlegend zur Klärung von Streitfragen in Rechtsfällen anerkannt. Viele Experten (Germanisten, Linguisten etc.) halten ihn für schlecht. Übrigens schufen die Gebrüder Grimm bereits 1852, also 20 Jahre vor Konrad Duden, ein deutsches Wörterbuch. Es wurde von der Obrigkeit verboten, vielleicht weil das Wort "Freiheit" so oft auftauchte.

Zum Schluss noch ein Zitat:
Nicht jede Zeit findet ihren großen Mann und nicht jede Fähigkeit findet ihre Zeit
von J. BURCKHARDT

(P.S.: Man möge mir die vielen Klammern verzeihen {ich finde Klammern toll [mit ihrer Hilfe kann man so herrlich abschweifen <es sollte viel mehr Klammern geben>]})

Zurück nach oben

-----------------------

Etymologie 3

Warum heißt es so ? von H. Blessing

Zurück nach oben

A

Dieser Buchstabe kommt vom griechischen alpha und dieser wieder vom phönizisch-aramäischen alef, was Ochse bedeutet. Die Phönizier setzten für den Anfangslaut des häufig gebrauchten Worts für Ochse das Bild eines Ochsenschädels. Noch heute sieht das große A wie ein auf den Kopf gestellter Rinderschädel aus. Viele ursprüngliche Alphabete haben 28 Zeichen, so dass man darin Symbole für die 28 Tage eines Monats nach dem Mondkalender vermutet.

Hier die Etymologie-Galerie mit dem Bild der Entstehung des Buchstaben Alpha

Armbrust

Das Wort ist eine mittelhochdeutsche Umdeutung des lateinischen ar(cu)balista (Bogenschleuder).

Arsen

Das kommt von griechisch arsenikon = männlich, kraftvoll, wehrhaft, was wiederum vom Kriegsgott Ares kommt. Der Grund für diesen Namen ist das bereits damals betriebene Pferdedoping, wobei man den armen Tieren Arsensalze gab.

Australien

Das kommt von lat. terra australis = Südland, südliche Erde.

Barock

Von portugiesisch barocko = Muschel, denn die Muschelform war typisch für diese Stilepoche.

Beatles

Wortspiel aus engl. beetles = Käfer und Beat = Musikstil. Kenner wissen, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Die Beatles waren Fans eines Films mit dem jungen (noch schlanken) Marlon Brando. Dort gibt es eine Rockerbande und die heißt: Beatles.

Belladonna

Dieser Tollkirschen-Extrakt enthält das Gift Atropin, das Augenärzte zur Erweiterung der Pupillen nehmen, um die Netzhaut besser zu sehen. Zu diesem Zweck nahmen es auch Frauen im Mittelalter. Sie wollten schön sein für die Männer und nahmen dafür erweiterte Pupillen, Augenschmerzen, Sehstörungen und manchmal auch Blindheit in Kauf. Heute sind die Frauen (hoffentlich) nicht mehr so dumm, ihre Gesundheit aus derart unbedeutenden Gründen zu gefährden. Eine bella donna, eine schöne Frau (ital.) kann frau auch ohne Tricks und Hilfsmittel sein (und ohne chronisch unterernährten Fotomodellen zu gleichen).

Blaublütig

Der Ausdruck kommt aus dem Spanischen. Sangre Azul, blaues Blut, nahmen die aristokratischen Familien Kastiliens im Mittelalter für sich in Anspruch. Damit wollten sie betonen, dass sie rein spanischer Abkunft, ohne maurische oder jüdische Ahnen seien. Wahrscheinlich beruht dieser Ausdruck darauf, dass die Venen hellhäutiger Menschen bläulich wirken.

Bratsche

Aus ital. viola da braccio, was Armgeige bedeutet. Den gleichen sprachlichen Ursprung hat die Brezel von lat. braccium = Arm, denn diese soll die über der Brust gekreuzten Arme der Kinder beim Gebet darstellen. Hierher gehört auch der Brachiosaurus, was griechisch-lateinisch ist und Arm-Eidechse bedeutet, denn die Vorderbeine dieses Riesensauriers (der ein Saurischier war und zu den Sauropoden zählte) waren länger als die Hinterbeine und wirkten wie Arme.

Hier die Etymologie-Galerie mit dem animierten Bild des Brachiosaurus und dem Bild der Brezelhaltung beim Gebet

Chow-chow

Chinesisch für lecker-lecker oder auch „gut gebraten“. Bei den Chinesen gelten Hunde als schmackhafte Speisen. Um 1900 schickte das deutsche Kaiserhaus ein Schäferhundpaar zur Zucht nach Peking. Dort bedankte man sich für das vorzüglich schmeckende Essen.

Elfenbein

Hieß ursprünglich Elefantenbein, hat also nichts mit Elfen zu tun, wobei bein im althochdeutschen Knochen bedeutete, was noch heute in Wörtern wie Beinhaus, Gebein oder im englischen bone = Knochen einen Niederschlag findet. Elefant kommt wiederum von elephas, dem griechischen Wort für - Elfenbein.

Eskimo

Kommt aus der Sprache der Indianer Nordkanadas, ist eine Beleidigung und heißt Rohfleischfresser. Die Bewohner Grönlands und Nordostamerikas nennen sich selbst inuit = Menschen. Der Ostfriesennerz Anorak leitet sich vom Inuit-Wort anora = Wind her, das eigenartig dem griechischen anemos = Wind ähnelt, wo man doch weiß, dass selbst der Grieche Pytheas von Massilia um 330 v. Chr. nur bis Norwegen kam - gibt es wohl einen „Gedanken-Äther“ ?Berühmt sind die olympischen Spiele der Inuit mit Fingerhakeln und Gewichte-an-die-Ohren-hängen u. ä.

Hypnose

Hypnos war der griechische Gott des Schlafes, der Zwillingsbruder des Todesgottes Thanatos.

Hysterie

Von griechisch hysteros = Gebärmutter, denn weil vor allem Frauen zu der Krankheit neigen, meinte man früher, dieses Organ wäre schuld. Noch im vorigen Jahrhundert entfernte man vermeintlich hysterischen Frauen die Gebärmutter. Aber auch heute noch gilt in vielen Ländern das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit anscheinend nur für Männer.

Jerusalem

Ist hebräisch und bedeutet Stadt des Friedens (Uru Shalim), könnte aber auch heißen Stadt des Salimu, einer ammonitischen Gottheit. Möglich ist auch noch altgriechisch Hierosolyma = Heilige Festung.

Karlsruhe

Die Idee für Schloss und Stadt, so will es eine Anekdote, hatte Markgraf Karl Wilhelm, als er bei der Suche nach dem verlorenen Fächer seiner Gemahlin einschlief und von einer fächerförmigen Stadt träumte. Er ließ die Stadt bauen und nannte sie Karlsruhe, weil er hier Ruhe vor seiner Gemahlin fand und sich mit seinen Geliebten vergnügen konnte.

Kupfer

Die Römer nannten es so nach dem Erz, aus dem sie es gewannen, nämlich dem aes cyprium = das Erz aus Zypern. Kupfer kommt also von und aus Zypern.

lesbisch

Auf der Insel Lesbos lebte die griechische Dichterin Sappho, die Liebeslyrik schrieb und viele Freundinnen hatte. Ob sie selbst lesbisch war, wie man ihr nachsagt, ist umstritten.

Luther, Martin

Weil sein Vater Hans Luder hieß, dachte sich der Reformator das "th" aus, denn schon damals war ein Luder ein hinterhältiger Mensch oder auch ein alter, schmutziger Lappen. Martin bedeutet übrigens: Sohn des Mars, der Kriegerische.

Melancholie

Der griechische Arzt Galenos lehrte, dass im Körper vier Säfte oder Gallen zirkulierten, die die vier Temperamente hervorriefen. Traurige, nachdenkliche Menschen hatten zu viel schwarze Galle = melan choleia. Auch ich spüre dies Gefühl oft und da beruhigt es mich, dass Aristoteles laut Cicero gesagt haben soll: Alle großen Geister sind Melancholiker. Ich hoffe, der Umkehrschluss gilt auch.

Mercedes

1901 nannte der Schwabe Gottlieb Daimler seinen modernen Motorwagen mit Vierzylinder-Motor, 35 PS, magnetelektrischer Zündung und 72 km/h Höchstgeschwindigkeit nach der schönen Tochter seines Geschäftsfreundes Emil Jelinek, Mercedes Jelinek.

Mitsubishi

Mitsu ist japanisch und heißt drei, bishi sind Diamanten, also mitsubishi = die drei Diamanten (es sollen 3 Gründer gewesen sein). Japanische Wörter haben übrigens nur 6 Endungen: a, e, i, o, u und n. Japaner lieben englische Wörter, die sie ihrer Sprache anpassen. So heißt Motorrad auf japanisch mo-to-sai-ku.

Oboe

Von französisch hautbois = hohes Holz.

Pennsylvania

Silvanium ist lateinisch und heißt Waldland (Silvia = Mädchen aus dem Wald) und war als englische Kolonie Besitz der Familie Penn. Hier (und nicht in den ganzen USA, wie viele meinen) gab es einst wegen der vielen Deutschstämmigen eine Abstimmung, ob Deutsch oder Englisch Amtssprache werden sollte. Englisch gewann nur mit einer Stimme Mehrheit.

Persil

1907 kam ein Waschmittel auf dem Markt, das als Bleichmittel Perborat und zum Entkalken Silikat enthielt, weshalb die Erfinder es Persil nannten. In wässriger Lösung setzt Perborat atomaren Sauerstoff frei, der die Doppelbindungen organischer Farbstoffmoleküle angreift und so eine Bleichwirkung erzielt. Das mit dem „Aktivsauerstoff“ im Waschmittel ist also ein ganz alter Hut.

Petroleum

Ist lateinisch für Petra oleum, Steinöl, weil man es in steinigen Wüsten findet.

Quiz

Hier zeigt sich die Unzulänglichkeit des Etymologie-Dudens, denn da heißt es nur lapidar, das Wort käme aus dem Englischen und die weitere Herkunft wäre ungeklärt. Da hilft uns der Sprachforscher und Linguist Charles Berlitz, der über 25 Sprachen spricht, in seinem superspitzenweltklasse Buch „Die wunderbare Welt der Sprachen“ (siehe auch unten) weiter. Quiz wurde 1791 in Dublin (wikingerisch duibh-linn = schwarze Quelle) ausdrücklich für den Zweck erfunden, eine Wette zu gewinnen. Ein Theaterdirektor namens Daly schloss bei einem Gläschen Wein eine Wette ab, er könne in einer Nacht die Sprache um eine neue Wortschöpfung bereichern. Am nächsten Morgen sah man überall auf Straßen und Gebäuden das Wort „Quiz“, wodurch Daly seine Wette gewann. Die Herkunft ist also keineswegs ungeklärt, sondern man kennt, was nur sehr selten vorkommt, Ort und Datum der Worterfindung sowie den Erfinder!

Rio de Janeiro

Die weite Bucht entdeckten die Portugiesen am 1. Januar 1504 und hielten sie für eine Flussmündung. Deshalb nannten sie den Ort Rio de Janeiro = Januarfluss.

Schrebergarten

benannt nach dem Leipziger Arzt Daniel Schreber (1808-61).

Skal

Dieses skandinavische Wort für Prost heißt eigentlich Schädel, wie auch engl. skull = Schädel, denn die Normannen stießen mit den Schädeln ihrer besiegten Feinde an. Rekonstruktionen dieses Vorgangs finden sich in: Asterix und die Normannen.Ein ganz ähnliches Wort gibt es im Amharischen (=äthiopisch), nämlich kill =Schädel. Verwandt ist auch hebräisch / arabisch "gol" = "Schädel / Haupt", das sich in "Golgatha" = "Schädelstätte" und dem Stern "Algol" = "Haupt des Teufels" (bedeckungsveränderlicher Stern im Sternbild Perseus) wiederfindet.

Stuttgart

Der Alemannenherzog Liutolf legte um 950 einen Gestütshof im Talkessel bei Cannstatt an. Aus diesem "Stutengarten" wurde Stuttgart. Das Wappen mit Ross (und Fohlen) ist seit 1405 aktenkundig und wird auf Porsche-Autos in alle Welt getragen.

Twain, Mark

Der Dichter Samuel Langhorne Clemens hasste lange Namen, so auch den eigenen. Außerdem wollte er nicht wie ein Rind (Slang: langhorn) heißen. Aus seinen Jugenderlebnissen auf Mississippi-Dampfern nahm er als neuen Namen den Ausdruck Zwei-Faden-Tiefe: Mark Twain.

Volvo

"Volvo"; heißt eigentlich "ich rolle, ich wälze". Das findet sich wieder in "Revolver" ("Zurückroller"), "involvieren" ("verwickeln") und "Revolution" ("Umwälzung"). Zu "Revolution" muss man sagen, dass im Lateinischen "u" und "v" denselben Laut bezeichneten, nämlich "u" der aber als "v" geschrieben wurde. Daher stammt auch das Sprichwort "jemandem ein x für ein u vormachen": das römische Zahlzeichen "X" für "10" konnte leicht gefälscht werden, indem man die untere Hälfte entfernte, dann wurde ein "V" daraus, was für "5" steht und, wie schon erwähnt, als "u" gesprochen wurde. Hierin liegt auch der Name des Philosophen "Voltaire" begründet, der eigentlich Arouet le jeune hieß. Daraus machte er AROVET, L. I. (latinisiert) und stellte diese Buchstaben zu VOLTAIRE um (ein sogenanntes Anagramm). "Volvo" ist auch der vulgärlateinische Begriff für "Rad" (hochlatein.: "rota").

Whiskey

Von keltisch uisge beatha = Lebenswasser. Schotten und Iren streiten sich, wer ihn erfunden hat.

Wodka

Russisch für Wässerchen, ist sprachlich auch mit dem Wort Wasser verwandt.

Württemberg

Einst musste ein österreichischer Prinz nach Nordwesten fliehen, weil er sich mit seinem Papi verkracht hatte. Er blieb im Schwäbischen hängen, wo er an einem Weinberg bei Beutelsbach eine Gastwirtschaft eröffnete (wer nix wird, wird Wirt). Die Leute nannten ihn den "Wirt am Berg". Eines Tages kam der Papi vorbei, der inzwischen ein schlechtes Gewissen hatte, erkannte den Sohn zuerst aber nicht. Doch dann gab es ein großes Hallo. Der Sohn wollte in der Gegend bleiben und so kaufte der Vater für den Sohn das Stück Land und machte ihn zum Grafen von "Wirtemberg". Auch das Haus Baden stammt aus dem heutigen Rems-Murr-Kreis, wo es mit Backnang seinen gemeldeten Wohnsitz hatte. Dass Baden-Württemberg also heute nicht Backnang-Beutelsbach heißt, ist nur eine Frage der Terminologie.

Unter dem Stichwort „Quiz“ habe ich schon das superspitzenweltklasse Buch „Die wunderbare Welt der Sprache“ von Charles Berlitz erwähnt, Paul Zsolnay Verlag Gesellschaft mbH Wien/Hamburg 1982, ISBN 3-552-03418-8, das das beste Buch zum Thema Sprache und vor allem Etymologie ist, welches ich kenne. Es ist für den Begeisterten so spannend wie ein Krimi, zumal daran außer Berlitz noch 15 weitere Linguisten und Sprachforscher beteiligt waren. Und nur ein Kleingeist nimmt es ihm übel, dass er Lichtjahr und Lichtsekunde verwechselt und 1600 cm³ als „Gewicht“ bezeichnet. Doch eine Kleinigkeit muss auch ich bemängeln: Berlitz schreibt, Ionosphäre würde „violette Sphäre“ (grch. sphaira = Kugel) bedeuten. Dann müsste es jedoch Iodosphäre heißen (grch. ioeides = veilchenfarben; daher auch der Name des Elementes Iod, wegen der violettblauen Dämpfe). Der Name kommt jedoch von den elektrisch geladenen Teilchen, den Ionen, die da oben in 60 bis 400 km Höhe kreisen. Die heißen so, weil sie im elektrischen Feld von Pol zu Pol wandern (grch. ion = wandernd; daher auch der Name des wandernden griechischen Volksstamms der Ionier mit ihren ionischen Säulen).

Viel Spaß bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Warum heißt es so?

Zurück nach oben

-----------------------

Etymologie 4

Warum heißt es so? v. Hartmut Blessing

Zurück nach oben

Hallo, liebe Wortherkunfts-Freunde! Diesmal gibt es etwas weniger Wörter, die dafür aber um so mehr Etymologien haben, sowie ein paar Nachträge. Diesmal ist auch eine multiple Etymologie für unsere österreichischen Freunde dabei. Vor allem möchte ich unsere schwäbisch-alemannischen Brüder und Schwestern in Vorarlberg grüßen, von denen wir noch immer durch eine Grenze getrennt sind (siehe auch die Beiträge des Stuttgarter Historikers Dr. Gerhard Raff in der überregionalen „Sonntag Aktuell“). Wann wird es wohl die schwäbische Wiedervereinigung geben?

Arktis

Grch. arktikós = zum (Sternbild des Großen) Bären (árktos) gehörend, nördlich.

Bagatelle

Französisch für Kleinigkeit, von ital. bagatella, einer Verkleinerungsform des lat. baca für Beere, das wohl aus einer vorindogermanischen Sprache stammt. Hier macht der Etymologie-Duden Schluss, wer jedoch den Dinosaurier Bagaceratops (grch. kleines Horngesicht) kennt, wundert sich. Auch in der Musik gibt es Bagatellen, z. B. die von Beethoven (Opus 119), die sehr schön sind.

belämmert/belemmert= bedrückt, nieder-geschlagen, vor den Kopf gestoßen, bescheuert

ä =ae

Tja, hier gibt es wohl mehrere Etymologien. Im Etymologie-Duden wird gesagt, das Verb sei eine Iterativbildung zu mittelniederdeutsch belemmen für „lähmen“ und wäre im 18. Jahrhundert aus dem Niederdeutschen in die Hochsprache übernommen worden. Die meisten anderen Bücher teilen die Auffassung des Duden (vielleicht haben sie abgeschrieben?), z. B. Herrmann Paul in „Deutsches Wörterbuch“ mit einer sehr interessanten Erklärung: „lahm,...in der Schifffahrt hinderlich sein: Beim Gefechte müssen die Docken durch nichts belemmert sein“. Nach anderen ist diese Deutung um 1750 für Hamburg bezeugt. Dabei soll das Wort von mittelhochdeutsch be-lemen (= mit bleibender Lähmung verletzen) und dies wiederum von althochdeutsch bi-lemmen bzw. bi-leman (= lähmen) kommen. All diese Wörter leiten sich von indogermanisch lem- = brechen her.Daneben gibt es auch noch eine kleine „Lämmer-Fraktion“, z. B. Gerhard Augst vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim („nach meinem Empfinden zu: Lamm“), Friedrich Maurer im „Südhessischen Wörterbuch“ („belämmergeiern“), Wolfgang Pfeifer in „Etymologisches Wörterbuch des Deutschen“ („Lamm...In übertragener Verwendung steht es für einen geduldigen, fügsamen, wehrlosen Menschen...daneben lämmern, frühniederhochdeutsch lemmern“) oder auch Herbert Prenz in „Vom Urgermanischen zum Neuhochdeutschen“ („Parallel...wurde im Inlaut auch mb zu mm, z. B. ...Lambes „Lammes“, was die Schreibungen, z. T. auch umgekehrte, z. B. lamb „lahm“, deutlich zeigen“).Eine weitere Etymologie bieten Krüger-Lorenzen in „Deutsche Redensarten“, Heyne Verlag: „ursprünglich lahm, aber auch von „Lammel“, d. h. beschmutzter Rocksaum der Frau; belammeln = Rocksaum beschmutzen.“Daneben ist auch mittelhochdeutsch be-liumunden (= einen in den Ruf von etwas bringen) möglich, dessen Ableitung „beleumdet“ viele weitere Abwandlungen erfuhr.Eine Zusammenfassung des Bel(a)emmern-Dilemmas bieten die Gebrüder Grimm in ihrem wunderschönen „Wörterbuch der Deutschen Sprache“ von 1854:„Belemmern:...scheint das neuniederländische belemmern, doch vergleiche man auch belampern, das sich mit lemmern, wie behammeln mit hemmen berühren könnte...OBERLIN, 117,belemmeln,...sich belemmern, beschmutzen.“Folgende vier Etymologien konnte ich also zu bel(a)emmert finden, geordnet nach der Häufigkeit ihrer Nennung: 1. Ableitungen von lähmen, 2. Ableitungen von Lamm, Lämmer, 3. Ableitungen von belemmeln = beschmutzen, 4. Ableitungen von Leumund. Wobei ich allerdings für die umgekehrte Reihenfolge, jedenfalls nach der langen Recherche etwas bel(a)emmert bin.

Chicago

Indianisch für „Ort der stinkenden Zehrwurz“.

Cocktail

Dieses Wort für ein (alkoholisches) Mischgetränk ist vielleicht König unter den Wörtern, was die Zahl der Etymologien betrifft. Cocktail heißt „Hahnenschwanz“, was von der Buntheit dieses Mischgetränks kommen soll. Reader’s Digest erzählt, dass der erste Cocktail mit einem Hahnenschwanz und in Anwesenheit eines Franzosen gemixt worden sein soll, worauf der Franzose begeistert rief: „Vive le coqs tail! Nach anderen wurde der Cocktail erstmals beim Hahnenkampf getrunken, um den Hahn zu feiern, der die meisten Schwanzfedern behielt. Eine andere Theorie besagt, das Wort stamme von „cokale“ ab, einem feurigen Gebräu, mit dem man einst in England seinem Federvieh beim Hahnenkampf Mut einflößte. Nach anderen waren es die „coquetiers“, Eierbecher, in denen der Apotheker Psychaud in New Orleans seine selbstgemachten Cocktails servierte. Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kredenzte eine Wirtin Soldaten Mixgetränke in Gläsern, die mit einer Hahnenfeder garniert waren. Wahrscheinlich ist auch „coquetel“, ein während der französischen Revolution sehr beliebtes Weinmischgetränk aus der Gironde. Nach einer Fernsehsendung kommt der Cocktail aus der Pferdezucht, wo man wild durcheinander gekreuzte Pferde mit bunten Schwänzen „cocktailed horses“ nannte. Auch die französische Sprachgesellschaft, die Wörter aus dem Englischen ausrotten will (warum eigentlich? 40-45% des englischen Wortschatzes sind aus dem Französischen!), hat „Cocktail“ als eines der wenigen Wörter in ihr Herz geschlossen. Zurecht, ist doch „Cocktail“ mit mindestens acht Etymologien ein Wortkönig.

Hängematte

Dieses Wort klingt so vernünftig, dass niemand darauf kommt, es könne eine Falschübersetzung sein. Aber die Sprache ist so vielschichtig, dass sie sich einseitiger Logik entzieht. Das Wort kommt von dem Wort der Ureinwohner Haitis hamaka. Englisch hammock und französisch hamac sind deutlicher, das Deutsche und das Niederländische haben die Fehlinterpretationen Hängematte und hangmat erschaffen.

Hokuspokus

Veralberung der Einsetzungsworte Christi beim Abendmahl: „Hoc est corpus meum“ (Vulgata: Dies ist mein Leib, Lukas 22,19). Nach einer anderen Etymologie (Duden) aus einer pseudolat. Zauberformel des 16. Jahrhunderts: „hax, pax, max, deus adimax“.

Hooligan

Angeblich nach einer irischen Familie, deren Mitglieder als Raufbolde verschrien waren.

Katzelmacher

So nennen unsere österreichischen Freunde ihre italienischen Nachbarn. Das soll von einem hölzernen Küchengerät kommen, das im Grödnertal, im heute italienischen Südtirol als „Ggatzel“ bezeichnet wurde, von venezianisch cazza (=Zinnlöffel), aus dem spätlateinischen cattia. Katzelmacher waren demnach italienische Löffelmacher. Damit gibt sich der Etymologie-Duden zufrieden.Von Charles Berlitz erfährt man jedoch, dass es zu diesem Wort noch mindestens sieben (!) weitere Etymologien gibt, darunter Ableitungen von cascia = Maisbrei, cacio = Käse, cazzo = Penis (italienischer Fluch) und „Ketzer“ (s. unten).

Ketzer

Im 12. Jahrhundert fasste in Frankreich eine Glaubensbewegung Fuß, deren Anhänger sich selbst Katharer = die Reinen nannten und nach dem Ort der Gründung ihrer französischen Gruppe, Albi, Albigenser. Sie lebten in äußerster Armut, verlangten dies aber auch von der Restkirche, vor allem dem Papst. Er solle sein weltliches Besitztum an die Armen verschenken. Weil jedoch beim Geld die Freundschaft aufhört, wurden diese an für sich löblichen Ideen 1330 durch die „heilige“ Inquisition vernichtet. Abtrünnige hießen seither Katharer (wahrscheinlich als abschreckendes Beispiel) und daraus wurden die „Ketzer“, die es bald auch in Wissenschaft und Philosophie gab und die sich einfach nicht ausrotten lassen -zum Glück.

Los Angeles

Abkürzung für „El Pueblo de Nuestra Señora la Reina de los Angeles de Porciúncula“ = span.: „Die Stadt unserer Lieben Frau, der Königin der Engel von Porciuncula.“

Manhattan

Indianisch für „Ort der großen Trunkenheit“ oder „der Ort, wo wir alle betrunken waren“.

New Jersey

Neues Caesarea, von Cajus Julius Cäsar (100-44 v. Chr.)

okay

Dieses Weltwort gehört - neben Katzelmacher und Cocktail - in die Reihe der Etymologie-Rekordhalter. Dem trägt auch der Etymologie-Duden mit "„ist die Herkunft dunkel"“ Rechnung. Im Algonkin (nordamerik. Indianersprache) bedeutet okeh eine Zustimmung oder ein Gruß. Nach anderen soll US-Präsident Andrew Jackson (1829-37) die Anfangsbuchstaben für „all correct“ falsch geschrieben haben, wieder andere halten einen deutschen Drucker in Amerika für den „all correct“-Verbrecher. Nach anderen soll es von US-Präsident Martin Van Buren (1837-41) als Werbung für den OK-Club (Old Kinderhook Club) verwendet worden sein. Wieder andere meinen, damit habe man ausgezeichneten Rum aus den Kolonien, aux cayes (=an den Kais), bezeichnet. Der soll so gut gewesen sein, dass man dies auf andere Dinge übertrug. Nach „Kluge, Etymologisches Wörterbuch“ erschien OK zuerst 1839 in der Boston Morning Post. Dann gibt es noch dies hier: In einem der inneramerikanischen Kriege war es üblich die eigenen Verluste und Verwundeten des aktuellen Tages am Eingang des Forts auf einer Tafel festzuhalten. Dabei stand "killed" logischer Weise für einen Verlust. Entweder wurde "killed" irgendwann einfach mit "K" abgekürzt oder man sprach es einfach nur als "kay" (=K) aus. Dabei waren die besten Resultate natürlich keine eigenen Verluste: 0 Killed. Dies las oder sprach sich dann "oh kay" und wurde zum Synonym für Erfreuliches, bis okay ein Ausdruck von Zustimmung, im Sinne von "alles in Ordnung", wurde. Eine weitere, interessante Deutung, wäre das griechische óla kalá - eine wortwörtliche Analogie von okay im Sinne vonn "alles in Ordnung", "alles schön". (Man denke auch an "Kaloderma" = "die schöne Haut", "Kalligraphie" = "das schöne (bzw. ordentliche) Schreiben". Und es gibt wohl noch mehr als diese sechs Etymologien.

Orchidee

Unsere weltberühmte Töpferin Hannelore („wer immer das ist“ -ts-ts-ts) hat mit den hodensackartigen Knöllchen des Knabenkrauts - einer Orchidee (grch. „Hodensackpflanze“) - ganz recht. Meine Deutung mit der Blütenform ist aber auch nicht von Pappe, allerdings ist die Quelle eine Sendung in den 3. Programmen, die ich nicht mehr weiß.

Quintessenz

Die Alchemisten glaubten, neben den vier aristotelischen Elementen -Feuer, Erde, Wasser und Luft- aus denen die Welt bestünde, gäbe es noch ein fünftes, den „Stein der Weisen“, mit dessen Hilfe sich alles herstellen ließe. So suchten sie nach dem „fünften Seienden“, der Quintessenz (lat.).

Sarg

Von grch. sarkophágos, Fleischfresser, denn die Griechen verwendeten poröse Kalksteine, weil der Körper sowieso nicht weiterlebte, sondern verfaulte.

Showmaster

Wer auch immer die vielen englischen Wörter in unserer Sprache beklagt - dies ist ein deutsches Wort! Das „Oxford Advanced Dictionary of Current English“ kennt es nicht, nur den compère oder den Master of Ceremony, bei den Franzosen macht’s der conférencier, mit dem auch die Deutschen noch in den 50er Jahren auskamen. In den 60ern wurde dann das deutsche Wort Showmaster erfunden, vielleicht als Analogie zu „Talkmaster“. Das meint auch Ulrich Busse in seinem „Anglizismen-Wörterbuch“, wobei er auch die ersten schriftlichen Nennungen erwähnt. Und tatsächlich trifft zu, was ich schon ganz stark vermutete (das kann ich beschwören): es ist mal wieder der SPIEGEL-Stil! Denn der „Showmaster“ wird erstmals schriftlich im SPIEGEL vom 4.4.62, S. 85 erwähnt und der „Show-Mann“ im SPIEGEL vom 24.10.62, S.87.

Snob

„Die Herkunft des engl. Wortes ist dunkel“ (Duden). Aber, aber! Nach „Neues Großes Quizbuch“ kommt das von „sine nobilitate“ (lat. = ohne Adel) für nichtadelige Studenten. Der Reader’s Digest weiß noch mehr: „ursprünglich [Cambridger] Studentenjargon, durch Thackerays „Buch der Snobs“ (1848) Modewort geworden.“

Underdog

Dieser Ausdruck für arme, unterdrückte Menschen kommt aus dem australischen Englisch für „unter dem Brett“ (nix da mit „unter Hunden“). Das war das Wort für die Arbeiter in den Opalminen, die unter dem Brett lagen und den Dreck aushoben, den der Arbeiter über dem Brett nach außen schüttete. Dabei fiel auf die Underdogs viel Dreck zurück, so dass vor allem Sträflinge diesen miesen Job tun mußten. In der australischen Kindersendung „Curiosity Show“ erfährt man noch mehr interessante Dinge vom anderen Ende der Welt.

Viel Spaß bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Warum heißt es so?- Pseudonyme

Zurück nach oben

Etymologie 5

Warum heißt es so? - Pseudonyme

von Hartmut Blessing

Zurück nach oben

Hallo, liebe Wortherkunfts-Freunde! Heute geht es um die Namen berühmter Menschen, die allesamt (bis auf eine Ausnahme, die es sich zu suchen lohnt) Pseudonyme, Künstlernamen oder zumindest gesetzlich nicht gültig waren, d. h. fast alle diese Leute hießen oder heißen in Wirklichkeit anders, als sie uns bekannt sind. In Personalausweisen gibt es dafür die Rubrik „Ordens- oder Künstlername“. Warum nun ändert ein Mensch seinen Namen? Zum einen gibt es diejenigen, die ihre klassische Bildung zeigen möchten und ihren Namen latinisieren (Agricola, Mercator) oder graecisieren (Melanchthon). Andere wiederum möchten sich vor Verfolgung schützen (Trotzki), über sich selbst lachen (Ringelnatz), oder ein Vorbild ehren (Douglas). Der Hauptgrund für eine derartige Namensänderung ist jedoch, dass der bisherige Name einfach unaussprechlich ist (Matuschanskayasky, Calogeropoulos) oder schlichtweg saublöd klingt (Luder).

Agricola, Georgius

Der erste moderne Mineraloge und Geologe hieß eigentlich Georg Bauer (1494-1555), jedoch war es für die humanistisch Gebildeten seiner Zeit üblich, den Namen zu latinisieren: Bauer = agricola. Sein Werk „De re metallica“ (= vom Wesen der Metalle) wurde maßgebend in der Berg- und Hüttenkunde.

Alexander, Peter

hieß eigentlich Peter Alexander Neumayer, aber die Vornamen allein sind kürzer und hören sich besser an. Neumayer war einer der wenigen, die dem SPIEGEL die Stirn boten und ihn an seinem wunden Punkt trafen: „Sie machen ja Ihre Zeitung auch in einem gewissen Stil, weil sie ein gewisses Publikum haben. Wenn Sie es machen würden, sagen wir, wie «Bild-Zeitung», ich weiß nicht, die SPIEGEL-Leser würden aufjaulen.“ Und egal welche Statistik man nimmt, Neumayer war der erfolgreichste deutschsprachige Conférencier aller Zeiten. Ihm diesen Erfolg nicht zu gönnen, ist typisch deutsch, nicht typisch österreichisch.

Astaire, Fred

hieß eigentlich Frederick Austerlitz und hatte österreichische Vorfahren.

Bürger, Berthold

So musste sich Erich Emil Kästner nennen, als er das Drehbuch zu dem berühmten UFA-Farbfilm „Münchhausen“ (mit Hans Albers und Brigitte Horney) schrieb. Unter seinem richtigen Namen hatte er Schreibverbot. In diesem Pseudonym kann man eine Hommage an Bertolt Brecht sehen.

Callas, Maria

Die Opernsängerin hieß eigentlich Maria Kalogeropoulou. Der Nachname bedeutet - vielleicht - "Kind des Mönches".

Christie, Agatha

hieß eigentlich Agatha Mary Clarissa Miller, verheiratete Christie, danach verheiratete Mallowan.

Constantine, Eddie

Der Schauspieler („Lemmy Caution“) hieß eigentlich Eddie Constantinewski und wurde durch Edith Piaf (s. unten) entdeckt und gefördert.

Day, Doris

heißt eigentlich Doris Kappelhoff und hat deutsche Vorfahren.

Douglas, Kirk

Issur Danielowitsch Demsky wusste wohl, dass er mit so einem Namen als Schauspieler in den USA wenig Chancen hatte. Deshalb nannte er sich, zu Ehren des Schauspielers Douglas Fairbanks, Douglas. Den Vornamen „Kirk“ wählte er, weil er ihn „treffend“ fand. Im neuesten Asterix-Band, „Obelix auf Kreuzfahrt“, wird ihm ein Denkmal gesetzt, „zu Ehren des großen Schauspielers Kirk Douglas“.

Erasmus Desiderius von Rotterdam

Geert Geerts (1469-1536) war der berühmteste Gelehrte seiner Zeit und vielleicht der bedeutendste Humanist. Sein Werk „Das Lob der Torheit“ ist eines der wenigen und vielleicht das bedeutendste zu einem weltweit verbreiteten, ernstzunehmenden Phänomen: der Dummheit. Ausgerechnet bei seinem Namen hat er jedoch gepatzt: er deutete Geert, Gerhard (= germ. Speer + kühn) als Ableitung des Zeitworts gehren = begehren. Das wiederum übersetzte er ins Griechische (Erasmus = der Liebenswerte, eran = lieben, begehren; daher auch Eros, Erotik) und ins Lateinische (desiderare = begehren, wünschen; daher auch Désirée = die Ersehnte). Übrigens hat Erasmus am 27.10. Geburtstag (wie ich).

George, Heinrich

Der Schauspieler Heinrich Georg August Friedrich Schulz verzichtete auf den Nachnamen, vielleicht, weil er ihm zu spießig klang. Otto Dix hat ihn 1932 in einem berühmten Gemälde porträtiert. Noch heute trägt Schulz’ und Berta Drews Sohn den Namen Götz George (Götz v. Berlichingen war eine von Schulz’ Rollen).

Gorki, Maxim

Die erste Erzählung des Schriftstellers Alexej Maximowitsch Peschkow wurde am 12.9.1892 unter dem bezeichnenden Pseudonym „Gorki“ (= der Bittere) veröffentlicht.

Grant, Cary

Der Name Archibald Alexander Leach klang für die Produzenten der Paramount zu hoch gestochen, vielleicht auch zu britisch. So wählte sich der Schauspieler und frühere Akrobat auf Anraten einer Freundin den Vornamen Cary. Den Nachnamen suchte sich Archie im Telefonbuch aus und war erst zufrieden, als er auf „Grant“ (= groß oder garantieren) stieß.

Gryphius, Andreas

Der Barockdichter (1616-64) hieß eigentlich Andreas Greif. Seine tief religiösen Werke nehmen den Nihilismus vorweg: „Der Ruhm, nach dem wir trachten/ Den wir unsterblich achten/Ist nur ein falscher Wahn/Sobald der Geist gewichen/Und dieser Mund erblichen/ Fragt keiner, was man hier getan.“ (Gedicht „Vanitas, vanitatum, zu Kohelet 1 ff).

Hayworth, Rita

hieß eigentlich Margarita Carmen Cansino. 1937 nahm sie den Namen der Mutter, Volga Haworth, etwas verändert an. Volga Haworth war übrigens blutsverwandt mit Ginger Rogers. Margarethe = Rita ist grch.-pers. und bedeutet „die Perle“, daher auch der Name des Kunstfetts Margarine (= die Perlglänzende).

Heine, Heinrich

Aus Liebe zu Deutschland („Ich hatte einst ein schönes Vaterland“) änderte der Dichter Harry Heine seinen jüdischen Mode-Vornamen in „Heinrich“. Anlässlich der Bücherverbrennung durch fanatische Burschenschaftler sagte er: „dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Niemand glaubte ihm, aber die einzige Instanz, die über wahr und falsch entscheiden kann, die Zukunft, gab ihm recht: fast genau 100 Jahre später verbrannten die Nazis die Schriften nahezu aller Intellektuellen in Deutschland. Ein paar Jahre später liefen die Leichenverbrennungsöfen in Auschwitz auf Hochtouren, nach Zeugenaussagen waren einige „Tote“ noch bei Bewusstsein.

Hill, Terence

taucht in Karl-May-Filmen noch unter seinem richtigen Namen, Mario Girotti und noch dunkelhaarig auf.

Hitler, Adolf

Hitlers Vater, Alois Schicklgruber, Sohn der Maria Anna Schicklgruber, ließ sich auf Wunsch seines Stiefonkels Johann Nepomuk Hüttler, fast vierzigjährig, in „Hitler“ umbenennen (1876 legitimiert). Rein rechtlich hätte Hitler unter normalen Umständen Adolf Schicklgruber heißen müssen. Bei seiner Geburt soll seine Mutter Klara (nach mehreren Fehlgeburten) über ihren Adolf gesagt haben: „O Gott, sei gnädig zu ihm!“ Nachdem er sich um den österreichischen Wehrdienst gedrückt hatte, freiwillig in Deutschland antrat und kurze Zeit gasblind war, bekam er das eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse für „besondere Tapferkeit“. Er wurde trotzdem nicht befördert, denn seine militärischen Vorgesetzten meinten, dass er „zum Führen von Menschen ungeeignet“ sei. Und hätte ihn die Wiener Akademie der Bildenden Künste nicht zweimal abgelehnt, wäre er vielleicht ein harmloser Maler und Zeichner geblieben.

Jürgens, Udo

Udo Jürgen Bockelmann war mit seiner vielbeachteten, aber erfolglosen Udo-Bolan-Band gescheitert. Dass er am Landeskonservatorium in Klagenfurt die Fächer Klavier, Komposition, Harmonielehre und Gesang belegt hatte, nützte ihm nichts. Bis er auf den Manager Hans R. Beierlein traf. Dieser verkürzte den Namen seines Schützlings und machte ihm einen Vorschlag: „Wir produzieren eine Platte. Wenn sie mehr als 25 000mal verkauft wird, machen wir weiter. Wird auch nur ein Stück weniger verkauft, hören wir auf.“ Es wurden 75 000 Stück und Bockelmann wurde endgültig zum Weltstar als er, der Österreicher, 1966 den Grand Prix de la Chanson mit seinem Lied „Merci Chérie“ für Luxemburg gewann.

Karlstadt, Liesl

Die Partnerin Karl Valentins hieß eigentlich Elisabeth Wellano und spielte bevorzugt Männerrollen.

Kingsley, Ben

Der Schauspieler („Gandhi“) heißt eigentlich Krishna Banji und ist Halbinder.

Kraus, Peter

Auch Peter Siegfried Krausenecker, der „deutsche“ Elvis, verkürzte seinen Namen, vor allem ließ er den „Siegfried“ verschwinden, der doch ziemlich unpassend für ein modernes Jugendidol war.

Lamarr, Hedy

Die amerikanische Schauspielerin (Filme: „Boomtown“ mit Clark Gable, „Tortilla Flat“ mit Spencer Tracy) war eine echte Wienerin, geboren als Hedwig Kierlin. Ihr neuer Name ist wahrscheinlich eine Ehrung der Schauspielerin Barbara La Marr.

Lenin

Der extrem hochbegabte und gleichzeitig ziemlich grausame („der Zweck heiligt die Mittel“) Wladimir Ilijitsch Uljanow nannte sich selbst (seit 1901) Lenin = der vom Flusse Lena. 34 000 Schnitte von Lenins Gehirn, verglichen mit Präparaten des Durchschnittsmenschen, sollen sein Genie offenbaren. Vielleicht findet man ja so, was wichtiger ist, den Sitz der Grausamkeit und Unnachgiebigkeit Lenins.

London, Jack

Der Abenteurer und Schriftsteller hieß eigentlich John Griffith. 1916 nahm er sich das Leben, die Ursache ist weitgehend ungeklärt - eine Parallele zu Ernest Hemingway.

Luther, Martin

Erst 1517 änderte Martin Luder seinen Namen und dachte sich das „th“ aus, denn schon damals war ein Luder ein hinterhältiger Mensch. Ein Geistlicher hat mich auf dies hier aufmerksam gemacht: Luther hat das "th" sehr bewusst gewählt, da er dadurch einen Anklang an das griechische "e-leutheros" hatte (= frei, befreit). Hintergrund war seine Entdeckung, dass er als Christ ein vom Gesetz befreiter ist und deshalb keine Angst mehr vor dem Gericht Gottes zu haben braucht (vgl. Rö 7,6; 8,2.21 und andere). Im gleichen Jahr veröffentlichte er das Resultat dieser Entdeckung, seine 95 Thesen, hat diese jedoch nicht an der Pforte der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen (siehe Prauses „Lexikon für Besserwisser“). Am 26. 4. 1521, als er bereits geächtet, also vorbestraft, war, kam es zu einer fingierten Entführung. Man brachte ihn auf die Wartburg, wo er unter dem Pseudonym „Junker Jörg“ in nur 10 Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, „er schuf die deutsche Sprache“ (Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion). Der Schöpfer der deutschen Sprache ist also ein „Ossi“. Seinen Vornamen Martin (Sohn des Mars, der Kriegerische) erhielt er, weil der seinem Geburts-tag (10.11.) folgende Tag der Tag des heiligen Martin von Tours war. Damals konnte also noch, wer alle Heiligen und deren Gedenktage auswendig wusste (wie der „Kalendertrottel“, den Peter Rosegger beschreibt), vom Vornamen eines Menschen auf dessen Geburtstag schließen. Luther war mit Sicherheit hochbegabt, nach dem Time-Life Buch „Der Geist“ von 1960 soll er einen IQ von 158 gehabt haben (die Autoren hatten wohl eine Zeitmaschi-ne). Wie die meisten Hochbegabten war er voller Widersprüche: Hebräisch galt ihm als „heilige Sprache“, gleichzeitig brachte er eine furchtbares Werk zu Papier, „wider die Juden und ihre Lügen“.

Luxemburg, Rosa

Die hochbegabte Politikerin („Sie forderte jeden Augenblick das Höchste von sich und erhielt es“) hieß eigentlich Rosa Luxenburg mit „n“. Ihre Freundin Mathilde Jacob meinte: „Ihre großen leuchtenden Augen, die alles zu verstehen schienen, ihre Bescheidenheit und Güte, ihre fast kindliche Freude an allem Schönen, ließen mein Herz für sie höher schlagen.“ Rosa Luxemburg benutzte viele Pseudonyme, z B. „Junius“ und ein nichtsahnender Delegierter meinte, dass die „Genossen Junius, Liebknecht und Rosa Luxemburg“ die „wahren Fortsetzer des Werkes von Engels“ seien. Ihr Satz „Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden“ hat die einzig erfolgreiche deutsche Revolution getragen.

Matthau, Walter

Seinen überall zitierten Geburtsnamen Walter Matuschanskayasky habe er nur erfunden, um die Presse zu erfreuen, erklärte der Sohn jüdisch-russischer Einwanderer 1996 in einem Interview.

Melanchthon, Philipp

Auch Philipp Schwarzerd (1497-1560) hielt es für nötig, seinen Namen zumindest zu graecisieren (melan chthon = schwarze Erde; vergleiche auch Melanie = die Schwarze). Dieses Jahr hätte der Humanist und Reformator wider Willen den 500. Geburtstag.

Mercator, Gerhardus

Der Geograph Gerhard Kremer (1512-94) wählte das lateinische Mercator, das Krämer, Kaufmann, Händler auf einem Markt bedeutet. Seine Mercator-Kartenprojektion erfreut sich in Europa und Nordamerika anhaltender Beliebtheit. Kein Wunder, ist doch Grönland darauf größer als Australien und Europa größer als Südamerika.

Monroe, Marylin

Norma Jean Baker (bzw. Mortenson {so heißt sie in manchen Dokumenten nach dem 2. Mann ihrer Mutter}) wählte den Namen Monroe, den ihre Mutter, Gladys Monroe Baker nach einer Stadt in Louisiana trug (siehe auch die Anmerkungen bei John Wayne). Als Alliteration hierzu entschied sich der Agent Ben Lyon für den Namen Marylin, auch weil er eine Schauspielerin namens Marilyn Miller bewunderte. Die Stadt Monroe ist nach dem 5. Präsidenten der USA, James Monroe (1758-1831) benannt (der mit der Monroe-Doktrin).

Negri, Pola

Der Stummfilmstar hieß eigentlich Apollonia Chalupiec.

Orwell, George

Der Verleger Gollancz suchte diesen Namen unter den Pseudonymen P.S. Burton, Kenneth Miles, George Orwell und H. Lewis Allways aus, die ihm der Schriftsteller Eric Arthur Blair zur Auswahl gab. Wer’s noch nicht weiß: „1984“ wurde 1948 geschrieben.

Paracelsus

Der in Einsiedeln bei Zürich geborene erste moderne Chemiker („alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift, die Menge allein macht, dass ein Ding kein Gift ist“) hat hier wohl das „Hohenheim“ in seinem Namen „Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim“ (1493-1541) latinisiert (celsitudo = Höhe; gloria in excelsis deo = Ehre sei Gott in der Höhe {Lukas 2, 14}) Die andere Deutung, wonach sein Name „dem Celsus gegenüberstehend“ bedeutet, halte ich für unwahrscheinlich. Die Schriften des römi-schen Arztes Celsus wurden erst 1426 wiederentdeckt und bekannt. Außerdem war eine Latinisierung oder Graecisierung des Nachnamens damals üblich (siehe Erasmus, Melan-chthon, Mercator usw.).

Philipp, Gunther

Der Schauspieler („der schöne Sigismund“) heißt eigentlich Gunther Philipp Plachetz. Offenbar ist es ein österreichisches Phänomen, die Vornamen zum Pseudonym zu machen.

Piaf, Edith

Sie trug zuerst den Namen Edith Giovanna Gassion und war verheiratet mit dem Griechen Théo Sarapo. Der Cabaretbesitzer Leplée gab ihr den Spitznamen „Piaf“, ein Pariser Ausdruck für Spatz. Nachdem die Chansonette mit nur 48 Jahren starb, wurde sie auf dem „Cimetière du Père Lachaise“ als „Madame Lamboukas, dite Edith Piaf“ beerdigt (dite = genannt).

Plauen, E. O.

Erich Ohser war er ein Linksintellektueller, ein enger Freund Erich Emil Kästners. Er hatte sich den Zorn der Nazis speziell mit einer Karikatur zugezogen, auf der ein Besoffener ein Hakenkreuz in den Schnee pinkelte. Er erhielt, direkt nach Hitlers Machtübernahme Berufsverbot als Pressezeichner und wurde somit auch nicht in die seit September 1933 bestehende Zwangsorganisation "Reichskulturkammer" aufgenommen, durfte aber unter dem Pseudonym E. O. Plauen (= Erich Ohser aus Plauen) weiterarbeiten und Bildgeschichten entwerfen (Quelle: Vorwärts). Kurt Kusenberg suchte für seine "Berliner Illustrierte" nach Bildgeschichten mit einer ständig wiederkehrenden Figur. Erich Ohser unterbreitete Kusenberg drei Konzepte, darunter eins mit einem schnauzbärtigen Vater und seinem wuschelköpfigen Sohn. Die Serie "Vater und Sohn", die heute mit Wilhelm Buschs Werken oder dem Struwwelpeter von Kritikern in eine Reihe gesetzt wurde, lief drei Jahre lang. Als es zu sehr ausuferte, stellte Ohser die Serie ein, Vater und Sohn wurden eins mit dem Mond, in dem man sie vielleicht heute noch sehen kann. Auch ihren Zeichner ereilte das Schicksal: im Februar 1944 wurde er wegen "defaitistischer Äußerungen" von einem Nachbar denunziert. Am 6. April, einen Tag vor dem Prozess bei Roland Freislers Volksgerichtshof, nahm Ohser sich das Leben. (laut "Stuttgarter Zeitung", laut "Vorwärts" am 4. April, laut "Bertelsmann Lexikon am 5. April" - offenbar ist der genau Todeszeitpunkt nicht bekannt)

Quellen: Stuttgarter Nachrichten vom 7. Juli 1987, Vorwärts vom April 1994

Ringelnatz, Joachim

Hans Bötticher wählte als Pseudonym ein Wortspiel aus „Ringelnatter“ und „Ratz“, einem Wort für Ratte.

Rogers, Ginger

hieß eigentlich Virginia Katherine McMath und war blutsverwandt mit Rita Hayworth (siehe oben).

Savallas, Telly

Aristoteles Savalassos passte seinen Namen amerikanischer Zunge an. Berühmt wurde er durch seine Rollen als Pilatus und als Kojak. In dieser Serie spielt auch sein Bruder eine Nebenrolle. Den berühmten Lolli führte der Kettenraucher ein, um der Jugend kein schlechtes Beispiel zu geben. Vor nicht allzu langer Zeit starb Savalassos an Krebs.

Schlumpf, Leon

Dies ist nun ausnahmsweise kein Pseudonym, denn der frühere schweizerische Bundespräsident heißt wirklich so wie die Comicfigur von Peyo (die im Original allerdings „schtroumpf“ heißt).

Schneider, Romy

Eigentlich hätte sie Rosemarie Albach-Retty heißen müssen, aber ihre Mutter, Magda Schneider war als Schauspielerin schon sehr bekannt, so dass sie deren Namen behielt. „Rosemarie“ wurde zu „Romy“ abgeschliffen, ein Zeichen, wie wenig ernst diese Frau genommen und schon früh in die Schublade des netten Mädchens gesteckt wurde.

Spencer, Bud

Dr. Carlo Pedersoli nahm als Schwimmer bei den olympischen Spielen 1952 für Italien einmal teil.

Stalin

Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, „ein Mann mit dem unheimlichen Gedächtnis eines Roboters“, „heimtückisch“ und „humorlos“, nannte sich selbst, Stalin = der Stählerne. Zu spät hatte Lenin den Geist erkannt, den er rief. Der Stählerne macht seinem Namen alle Ehre: „Stahl ist wichtiger als Brot“. Wer sich weigerte zu verhungern, für den bestand die Gefahr, in einem sowjetischen KZ zu landen. Nach Aussagen russischer Filmhistoriker liebte Stalin übrigens die gleichen Filme wie Hitler. Stalin benutzte etwa 34 Pseudonyme, ein Zeichen seines guten Gedächtnisses, denn wer kann sich schon so viele Namen merken? Anlässlich Stalins Tod meinte Nikita Chruschtschow: „Heute Nacht haben die Mäuse die Katze begraben.“

Strong, Arnold

Unter diesem Namen versuchte der Grazer Arnold Alois Schwarzenegger noch sein Glück in Filmen wie „Hercules“.

Taylor, Robert

Der Schauspieler hieß eigentlich Spangler Arlington Brough, aber weil das ähnlich furchtbar war wie Archibald Alexander Leach (alias Cary Grant), wählte er den Allerweltsnamen Taylor = Schneyder.

Trotzki

Lew Dawidowitsch Bronstein, in puncto Intelligenz wie auch in puncto Grausamkeit Lenin durchaus ebenbürtig, entkam 1902 mit gefälschten Papieren aus der sibirischen Verbannung. Er hatte den Namen eines Gefängniswärters -Trotzki- eingetragen.

Twain, Mark

Der Dichter Samuel Langhorne Clemens hasste lange Namen, so auch den eigenen (siehe seinen Text „The Awful German Language“). Außerdem wollte er nicht wie ein Rind (Slang: langhorn) heißen. So wählte er aus seinen Jugenderlebnissen als neuen Namen den Ausdruck für Zwei-Faden-Tiefe: Mark Twain (das alles lernt man, wenn man Mickymaus liest!).

Voltaire

Der Führer der europäischen Aufklärung hieß eigentlich François-Marie Arouet le jeune (1694-1778). Für alle, die es noch nicht wissen: Marie als Zweitnamen trägt ein Mann (wie bei Carl Maria von Weber), bei einer Frau wäre es der Erstname (Pierre-Marie = Mann, Marie-Pierre = Frau). Voltaire ist ein Anagramm aus Arovet l(e) j(eune) und gleichzeitig ein Wortspiel mit volontaire = frei-willig, eigen-sinnig.

Wayne, John

Der Name Marion Michael Morrison klang den Western-Produzenten wohl nicht männlich genug, obwohl die USA, was Vornamen betrifft, das Land der (schier) unbegrenzten Möglichkeiten sind („Cat“, „Tuesday“, „Locomotive“). Allerdings können die Russen hier Paroli bieten („Elektron“, „Industria“, „Traktorina“). 1979 starb der Westernheld und glühende Patriot an Krebs, den er sich vermutlich bei Dreharbeiten im atombomben-verseuchten Alamogorde geholt hatte.

Diese Auswahl an Pseudonymen war natürlich ziemlich subjektiv und unvollständig, wenn auch recht gut recherchiert. Wer Interesse an den Quellen hat, dem gewähre ich gerne Einblick. In die Hauptquelle allerdings, mein Gehirn, lasse ich mir nicht so gern hineinschauen.

Viel Spaß bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Warum heißt es so?

Zurück nach oben

-----------------------

Hier einige Etymologie-Links

Besuchen Sie

David Wilton's Etymology Page (English)

Etymologie entdecken mit der Uni Essen (Deutsch)

Kleines etymologisches Lexikon (Deutsch)

Wörterbuch der Brüder Grimm online und auf CD (Deutsch)

www.ideesamkeit.de - Sprache . Vielfalt . Kreativität (Deutsch)

Zurück nach oben

Origin of the Family Name Fudickar

www.fudickar.info

| about me | Etymologie | Hobbies | animated Gifs | contacting me | main page |